Samstag, 12. August 2006

Deutsche im Libanon: Ja, aber...

Der Krieg im Libanon geht jetzt per Anordnung von oben seinem Ende entgegen. Zwar wurde vergangene Nacht von der UN eine Resolution beschlossen. Die sieht unter anderem einen "parallelen Abzug aller Truppen" Israels aus dem Libanon und eine Untersuchung der Vorgänge, die zum Krieg insgesamt führten vor. Gleichzeitig sollen 15.000 Soldaten der libanesischen Armee und weitere 15.000 UN Soldaten im Südlibanon stationiert werden. Das hindert Herrn Olmert aber nicht daran, seinen Truppen, der IDF, ersteinmal die Ausweitung der Bodenoffensive zu befehlen.

Und weil das mit den UN Soldaten so eine Sache ist, sieht man erwartungsvoll auf Deutschland. Dort hieß es vor einiger Zeit noch aus dem Kanzleramt, dass das so gar nicht ginge, weil gerade gar keine Soldaten "übrig" wären, mit denen Deutschland sich an dieser Aufgabe beteiligen könnte. Man verwies auf den Kongo, Afghanistan, den Balkan und so weiter. International wurde das bezweifelt und so kommt denn auch heute die Aussage vom Generalinspekteur der Bundeswehr, Herrn General Wolfgang Schneiderhan, nicht wirklich überraschend. Der hat nämlich der Berliner Zeitung gesagt, dass die Bundeswehr sehr wohl dazu in der Lage sei, sich an einem solchen Einsatz zu beteiligen:
"Aber allgemein muss ich sagen, dass wir noch nicht in allen Streitkräften bis zum Anschlag in Einsätzen gebunden sind. Wir haben auch nicht gebundene Fähigkeiten."
Na das ist doch schön. Endlich sind alle einer Meinung, dass Deutschland mal was kann. Ist doch toll. Allerdings machen zumindest mich ein paar Details hellhörig. So sieht Herr Schneiderhan keine Möglichkeit für internationale Einsätze weitere Sanitäter zur Verfügung zu stellen. Er betont daher, dass die Bundeswehr nicht nur auf sogenannte "Stabilisierungseinsätze" im Ausland (siehe Kongo) sondern auch auf Kampfeinsätze im Ausland vorbereitet sei. Dazu sagte er weiter:
"Wir müssen militärisch auch in der Lage sein, Kriegsparteien zu trennen, einen Waffenstillstand zu erzwingen. Zumindest das Angebot an die Politik muss vorhanden sein."
Mit anderen Worten: Die Bundeswehr will endlich in den Krieg. Oder wie soll man das verstehen? Soll das heißen, dass die Bundeswehr endlich auch mal zuerst auf andere schießen dürfen will? Eroberungen im Namen der Bundesrepublik im Stile des großmächtigen Vorbilds von der anderen Seite des Atlantiks?

Zwar heißt es aus Kreisen der Bundespolitik, man müsse das genaue Mandat der UN noch abwarten und man könne über den Umfang des Einsatzes noch gar nichts sagen, aber irgendwie vermisse ich eine Erklärung dazu, wie dieses Ansinnen des obersten Vertreters der Bundeswehr zu verstehen ist.

Oder deckt sich das mit den Ansichten in Berlin?

(Quelle: n-tv)

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