Freitag, 11. August 2006

Meinungsdiktat a la Israel

ZensurWie sehr sich Israel darüber echauffiert, wenn - aus welchen Gründen auch immer - negativ über das Vorgehen des Landes berichtet wird, zeigen die Reaktionen überall. Auch in diesem Weblog veröffentlichte Beiträge führten schon zu bemerkenswerten Reaktionen, wenn auch im sehr viel kleineren Maßstab als das, was sich die BBC zur Zeit von israelischen Regierungsvertretern anhören muss. Die werfen dem renomierten Nachrichtenmedium vor, es würde so dermaßen einseitig über den Angriffskrieg Israels gegen den Libanon berichten, dass man meinen könnte, die Hisbollah selbst würde die Beiträge der BBC verfassen.

Nun ist die BBC nicht unbedingt "irgendein Nachrichtensender". Im Gegenteil. gerade die BBC hat eine äußerst seriösen und soliden Ruf und wird weltweit wegen der qualitativ hochwertigen journalistischen Arbeit hoch geschätzt. Um so schmerzhafter muss es deshalb für Israel sein, wenn gerade solch ein Medium negativ über das Vorgehen der IDF und die Motive Israels insgesamt berichtet. Da sehr zum Leidwesen Israels die BBC nicht einfach so zensierbar ist, hat man sich dort auf andere Wege besonnen.

Man will allen Reportern der BBC die Akkreditierung für Israel entziehen. Die Reporter dürften dann zum Beispiel nicht mehr bei offiziellen Anlässen als "Pressemitglieder" Teilnehmen. Zum anderen macht man in anderen Medien Druck auf die BBC und scheut sich nicht, der BBC unseriöse, polemische und sogar bewußt einseitige und irreführende Berichterstattung zu unterstellen.

Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass Israel sich an der BBC reibt. Die hatte nämlich schon 2003 während einer mehrere Monate andauernden Eskalation der Gewalt der Palästinenser sehr zum Mißfallen Israels nicht so berichtet, wie man das wohl gerne gehabt hätte. Als unmittelbare Reaktion darauf wurde die BBC komplett boykottiert. Dieses Boykott soll jetzt weitergeführt werden.

Die BBC reagiert auf diese Vorwürfe "typisch britisch". In einer Erklärung zu den Vorwürfen heißt es:
"Unsere Pflicht ist es, unabhängig über alle Seiten einer Story zu berichten und sie zu analysieren, damit unser Publikum einen Eindruck davon erhält, was in der Welt passiert." "Es kann passieren, dass diese Berichte von der einen oder der anderen Seite einer Debatte missverstanden werden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass wir diese Beschwerden nicht extrem ernst nehmen. Das tun wir."
Es wurde außerdem darauf verwiesen, dass erst gerade eine aktuelle Untersuchung der Berichterstattung der BBC über den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern von unabhängiger Seite eindeutig ergeben hätte, dass die BBC "nicht absichtlich oder systematisch parteiisch" berichtet.

Wahrscheinlich sieht Herr Olmert sich inzwischen auch bei seinen guten Freunden so sehr unter Druck, dass er langsam aber sicher zu der Überzeugung kommt, den Krieg zu beenden oder aber erhebliche internationale Schwierigkeiten zu kommen. Es ist kaum davon auszugehen, dass ein mit ungefähr 9 Millionen Einwohnern vergleichsweise kleines, aber fanatisch militantes Land wie Israel so sehr Lust darauf hätte, sich plötzlich unter von der UN verhängten Waffen- oder gar Handelsembargos wiederzufinden.

(Quelle: Netzeitung)

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